Meine Schwangerschaft verlief von Anfang an unkompliziert. Nichtsdestotrotz hatte ich ziemlichen Bammel vor der Geburt und wollte optimal vorbereitet sein. Lange habe ich hin und her überlegt, ob ich zusätzlich zum normalen Geburtsvorbereitungskurs noch einen HypnoBirthingkurs machen soll. Dafür entschieden habe ich mich letzten Endes erst 8 Wochen vor dem ET, nach einem entspannten Infoabend bei Emma, der mich voll überzeugt hat. Und das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens…

Emma hat uns mit wahnsinnig viel Zeit, Ruhe und Geduld nicht nur Meditationstechniken beigebracht, sondern zu dem sehr viel besser und intensiver auf jede Phase der Geburt vorbereitet als der normale Geburtsvorbereitungskurs. Eines Abends schlug Emma dann Sven und mir vor, ob wir nicht eine Hausgeburt zusammen machen wollen. Das war für mich zunächst völlig abwegig. Trotzdem ließ mich ab dem Zeitpunkt der Gedanke an eine entspannte Geburt zu Hause nicht mehr los. Und nur 3 Tage später spielte uns das Schicksal weiter in die Hände: wegen Corona wurde die Situation in den Kliniken plötzlich vollkommen unübersichtlich und ziemlich chaotisch. Ich fragte Sven, ob er sich vorstellen könnte, dass wir tatsächlich eine Hausgeburt machen und er fand es einfach nur toll.

Ab dem Zeitpunkt blickte ich der Geburt plötzlich noch viel entspannter entgegen – sie würde mit einer Hebamme stattfinden, die ich bereitskannte und toll fand und die die ganze Zeit über bei uns sein würde. Außerdem könnte ich die Wellen zu Hause gelassen angehen ohne entscheiden zu müssen, wann es los geht in die Klinik. Ich bräuchte mich mich nicht fremden Menschen und einer kühlen Krankenhausumgebung aussetzen. Und wir müssten keine Angst haben, uns in der Klinik mit Corona anzustecken oder dass Sven während der Geburt nicht bei mir sein darf (die Vorstellung war der Horror für mich). Und nach der Geburt wäre unsere kleine Maus direkt bei uns.

In den nächsten beiden Wochen ersetzten Emma und ihre Kollegin Katrin die Vorsorgeuntersuchungen bei meiner Gynäkologin – wir bauten trotz der kurzen verbleibenden Zeit ein tolles Vertrauensverhältnis zu ihnen auf und besprachen die Details einer Hausgeburt, mit denen wir uns ja noch nie zuvor beschäftigt hatten. Vollkommen überrascht hat uns, dass auch Zuhause eine Wassergeburt möglich ist, da Katrin uns einen Geburtspool ausleihen konnte. Eine Wassergeburt war schon bei einer Klinikgeburt mein Traum und ich hatte es als großen Nachteil empfunden, bei einer Hausgeburt darauf verzichten zu müssen.

Schon Tage vor dem ET hatte ich einen geburtsreifen Befund und wir rechneten jede Minute damit, dass es losgeht. Emma war während der ganzen Zeit eine phantastische Ansprechpartnerin für mich, die mir immer sofort anwortete, mich beruhigte und bei allen Fragen für mich da war. Dann ging es endlich los…

Freitag, um 18 Uhr bekam ich die ersten Wellen. Bereits um 20 Uhr kamen diese in einem Abstand von 3,5 Minuten und waren ziemlich heftig. Ich hatte Probleme mit der richtigen Atmung, verkrampfte total und hielt wider allen erlerntes Wissens während der Wellen die Luft an. Zum Glück kam kurze Zeit später schon Emma, die mir einfach eine andere Atemtechnik zeigte als die, die ich aus dem Kurs eigentlich hätte können sollen – mit der ging dann alles plötzlich sehr viel besser. Zudem war Sven mir eine unglaublich gute Hilfe, der mich festhielt und laut mitgeatmet hat. Während jeder Wellenpause hat er mich außerdem immer wieder daran erinnert, mich zu entspannen, ganz ruhig zu werden, alle Muskeln fallen zu lassen und meinen Körper einfach machen zu lassen. Dadurch habe ich mich an die erlernten Entspannungstechniken erinnert und konnte total in mich gehen, insbesondere in der späteren Geburtsphase. Das war unglaublich wirkungsvoll. Ich habe auch probiert, während der Geburt Affirmationen und Meditation zu hören, aber nichts hat so sehr geholfen, wie diese „Mantras“ von Sven zu hören. Nach einer Weile habe ich in einen Flow gefunden, indem ich mich stark auf einen Punkt vor meinem inneren Auge konzentriert habe und diesen bewusst versucht habe „wegzuatmen“, so dass er während der Welle immer mehr in die Ferne gerückt ist. In dem Moment, wo ich mich stark auf die Atmung und diese Visualisierung fokussiert habe und meine Aufmerksamkeit so von meinem Unterleib weggelenkt habe, konnte ich den Wellenschmerz teilweise ganz ausblenden bzw. hatte ihn unter Kontrolle.

Ich war anfangs in der Badewanne und konnte da etwas besser entspannen. Emma hat Sven aufgefordert überall für gemütliches Licht mit ganz vielen Kerzen zu sorgen. Ich hätte zwar schwören können, dass mir das in meinem Zustand egal war, im Nachhinein weiß ich aber, dass ich die wundervolle Atmosphäre, die dadurch entstand, unterbewusst sehr wohl wahrgenommen habe.

Irgendwann meinte Emma, dass ich wohl mehr Platz zum bewegen benötigte, darum haben sie und Sven dann den Pool mit Wasser gefüllt. Dort indem warmen Wasser mit so viel Platz war es phantastisch! Ich habe mich über den Poolrand gehängt, wo Sven mich gehalten hat und wollte nicht mehr rauskommen. Er hat mir so wahnsinnig viel Kraft gegeben. Irgendwann ist Katrin dazugekommen. Ich habe das aber nur ganz am Rande realisiert, weil ich in dieser Phase zumindest in den Pausen in eine wirklich vollkommene Entspannung gehen konnte. Ich saß ganz meditativ aufrecht im Pool, habe mich vom Wasser treiben lassen und war komplett nur im Hier und Jetzt, ohne Angst vor der nächsten Welle. Für die Wellen habe ich mich wieder über den Poolrand gehängt, mit Sven geatmet, mich an ihm festgeklammert und meine kleine Visualisierung mit dem Punkt gemacht.

Als die Geburtswellen anfingen, haben Emma und Katrin gesagt, ich soll ihnen einfach nachgeben und leicht mitschieben. Sie haben mich zudem ermuntert aus meiner Knielage herauszugehen, mich umzudrehen und halb sitzend meine Füße aufzustellen. Ich spürte wie das Köpfchen immer tiefer kam und wollte es jetzt einfach nur noch hinter mich bringen. Diese Phase war aber nicht sonderlich lang, zudem waren die Pausen zwischen den Wellen jetzt deutlich länger als zuvor und ich konnte mich richtig ausruhen in meinem Schwebezustand im Wasser. Als das Köpfchen von Pia geboren war, war es ein unglaublich erleichterndes Gefühl. Sven, der mich von hinten gehalten hat, war vollkommen überwältigt und musste weinen. Eine Welle später kam der Körper und plötzlich konnte ich Pia aus dem Wasser heben. Ein absolut surreales Erlebnis, das ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht richtig verarbeiten konnte. Ich konnte unser Baby nur ganz ungläubig anstarren, ihr immer wieder „Hallo Pia“ sagen und nicht fassen, dass das meine Tochter ist.

Die kleine Maus ist um 3:22 uhr zur Welt gekommen. Insgesamt und rückblickend kann ich über die Geburt sagen, dass trotz der Schmerzen, die ich definitiv empfunden habe, alles wirklich toll war. Ich war vorher die Allerletzte, die sich eine Hausgeburt hätte vorstellen können. Nun würde ich am liebsten allen Frauen sagen: Macht eine Hausgeburt!

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